Der Mann der grossen Versprechen

Eine Millionen-Spende, die Pfadis Finanzen sanieren sollte, kam nie. Der gleiche Investor hatte schon beim Hallenprojekt Win4 Zusagen nicht erfüllt.

Der Investor, auf dessen Millionen-Versprechen Pfadi Winterthur vergeblich wartete, stellte schon beim Bau des Sportzentrums Win4 den grossen Geldsegen in Aussicht. Und auch ein Sportanlass in der Innerschweiz verliess sich auf eine Zusage des Winterthurers - und stolperte in Finanznöte. Eine Geschichte in drei Kapiteln.

Die halbe Stadt ist derzeit auf den Beinen, um das Finanzloch, das Pfadi Winterthur bedroht, zu stopfen. Die Solidarität mit dem Handballclub ist riesig, die Spendenaktion "Pfadi4ever" hat bereits über die Hälfte der 400'000 Franken zusammen, die nötig sind, um den Verein in der kommenden Saison in der Nationalliga A zu halten.

Viele fragen sich: Wie konnte es so weit kommen? Dass über 1,5 Millionen Franken in der Pfadi-Kasse fehlen, machte Clubpräsident Jürg Hofmann schon im Sommer 2016 publik, es handle sich um "Altlasten" aus der Zeit seiner Vorgänger. Doch warum wurde die Sanierung in den letzten zwei Jahren nicht stärker vorangetrieben, warum ist plötzlich eine Feuerwehrübung nötig?

Pfadi Winterthur steckt in so grossen Finanznöten, dass die Existenz des Handballvereins bedroht ist. Diese Nachricht löste eine grosse Solidaritätswelle in der Winterthurer Bevölkerung aus. Überall wird derzeit für Pfadi Geld gesammelt - wie hier vor einigen Tagen auf der Marktgasse.

Pfadi Winterthur steckt in so grossen Finanznöten, dass die Existenz des Handballvereins bedroht ist. Diese Nachricht löste eine grosse Solidaritätswelle in der Winterthurer Bevölkerung aus. Überall wird derzeit für Pfadi Geld gesammelt - wie hier vor einigen Tagen auf der Marktgasse.

Auf diese Frage antwortete Hofmann im "Landbote"-Interview mit einem bemerkenswerten Satz: "Es fehlt ein A-fonds-perdu-Darlehen von einer Million Franken, das man uns versprochen hat." Lange Zeit habe er sich darauf verlassen - erst im November habe er "den Glauben verloren", dass die Million noch kommt. Die gleiche Aussage wiederholte er kurz darauf fast wörtlich auf "Tele Top".

Den Namen des verhinderten Retters will Hofmann nicht nennen. "Grabenkämpfe nützen niemandem", sagt er. "Wir wollen nach vorne schauen".

Dem "Landboten" ist aus verlässlicher Quelle bekannt: Es handelt sich um Andreas "Andi" Kunz. Von ihm stammte die Zusage, die laut Hofmann "plausibel und detailliert" war - aber eben nicht schriftlich. Kunz selbst wollte zunächst keine Stellung nehmen, er habe mit Hofmann abgesprochen, dass "in dieser Sache" nur dieser kommuniziere.

Hilfswerk und Freikirche

Andi Kunz ist eine schillernde Figur. Der 65-jährige gelernte Heizungstechniker tritt in Winterthur als Leiter der Stiftung Noiva auf, die in Jordanien, laut eigener Aussage, humanitäre Hilfe und "Versöhnungsarbeit" leistet. Das Geld dazu stamme einerseits aus Spenden, andererseits aus Kunz' Rohstofffirma Intercorp mit Sitz in Wollerau SZ, die unter anderem eine Goldmine in Kamerun betreibe.

Kunz wurde in den Neunzigerjahren in Winterthur bekannt als Gründer der charismatischen Freikirche "Harvest Church". Diese hat er nach eigenen Angaben im Jahr 2008 aufgelöst, es existiert weiterhin die Stiftung "Harvest Network International" mit Sitz in Winterthur.

Text: Michael Graf, Produktion: Marco Huwyler

«Es fehlt ein A-fonds-perdu-Darlehen von einer Million Franken, das man uns versprochen hat.»
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