Auf Facebook erscheinen wieder mehr Beiträge von Freunden und Bekannten. Winterthurer Firmen fürchten deshalb um ihre Reichweite auf dem sozialen Netzwerk.

Wenn es der Chef höchstpersönlich verkündet, muss es Gewicht haben: Im Januar teilte Mark Zuckerberg, CEO von Facebook, mit, dass der Algorithmus des sozialen Netzwerks geändert wird. Der Algorithmus bestimmt die Reihenfolge, in der die Beiträge in den Neuigkeiten des Nutzers (sogenannter Newsfeed) angezeigt werden. Die genaue Berechnung der Formel hält Facebook geheim, denn sie ist ein wesentlicher Bestandteil der Funktionsweise von Facebook.

Was Menschen sehen, wenn sie Facebook öffnen, dürfte sich mit den Anpassungen am Algorithmus drastisch ändern. Künftig sollen laut Zuckerberg wieder mehr Beiträge von Freunden und Bekannten zu sehen sein. Sie werden ab jetzt danach gefiltert, «ob sie zu bedeutungsvollen Interaktionen ermutigen», wie Zuckerberg schreibt. Somit will er sicherstellen, dass «die Zeit, die wir auf Facebook verbringen, eine gut angelegte Zeit ist». Facebook reagiert damit auf die Kritik, dass viele User das Netzwerk nur noch passiv nutzen und vor allem jüngere Nutzer sich mehr und mehr von der Plattform abwenden.

Michael Kussmaul ist Social-Media-Experte bei der ZHAW und kann den Schritt von Zuckerberg nachvollziehen: Facebook wolle schon länger die Interaktionen mit Freunden priorisieren. «Denn die Nutzer verbringen zwar eine immer längere Zeit im Facebook-Ökosystem, aber sie wird je länger je mehr als unproduktiv, ja verschwenderisch angesehen» Man gehe nicht mehr auf Facebook weil es Freude mache, sondern weil es schon fast ein Zwang oder zur Routine geworden sei: «Facebook will das ändern.»

Erste Anpassungen am Algorithmus wurden laut Zuckerberg bereits vorgenommen. Der Algorithmus wird schrittweise eingeführt. Bei gewissen Nutzern ist der neue Algorithmus schon in freigeschaltet. Bis er bei allen in Kraft ist, wird es noch «einige Monate» dauern. Wie lange genau, sagt Facebook nicht.